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Leitthema
Urologe201352:15341540 DOI10.1007/s00120-013-3249-7 Onlinepubliziert:8.November2013 Springer-VerlagBerlinHeidelberg2013
C.-H.Ohlmann1M.DeSantis2
1KlinikfrUrologieundKinderurologie,UniversittsklinikumdesSaarlandes,Homburg/Saar
23.MedizinischeAbteilung,ZentrumfrOnkologieundHmatologieundAngewandteKrebsforschung InstitutionfrTranslationaleForschungWien(ACR-ITRVIEnna),KaiserFranzJosefSpital-SMZSd,Wien
Neoadjuvante,induktiveoder adjuvanteChemotherapie desBlasenkarzinoms
Das Urothelkarzinom gilt als chemo-sensitive Erkrankung. Nichts desto trotz wird Chemotherapie zu selten angeboten, insbesondere im perioperativen Setting [1, 2].
Innerhalb von 2 Jahren nach radikaler Zystektomie und Lymphadenektomie entwickeln, wenn auch stadienabhngig, bis zu 50% der Patienten Fernmetastasen [3]. Diese Problematik konnte auch durch optimierte Lokaltherapie nicht berwunden werden.
Idealerweise sollten Patienten also zustzlich zur Operation eine peri-operative Chemotherapie zur Eradikation von Mikrometastasen erhalten, entweder vor (neoadjuvant) oder nach (adjuvant) dem chirurgischen Eingriff. Die Daten, Unterschiede, Vorund Nachteile sowie die Machbarkeit des Konzeptes werden in der Folge diskutiert.
Neoadjuvante Chemotherapie
Definition
Neoadjuvante Chemotherapie wird definitionsgem und nach den vorliegenden Studien bei operablen Harnblasenkarzinomen durchgefhrt, die klinisch einen negativen Lymphknotenstatus haben. Wenn ein Patient inoperabel oder in der Bildgebung lymphknotenpositiv ist, und es um Downstaging oder bessere Operabilitt geht, wird von primrer oder induktiver Chemotherapie gesprochen. In
einem solchen Fall ist der Patient schon manifest lokal fortgeschritten bzw. metastasiert.
NeoadjuvanteChemotherapie
Mehrere randomisierte Studien liegen zum Thema vor, die den Einsatz von neoadjuvanter Chemotherapie plus Zystektomie mit der alleinigen Zystektomie vergleichen [4]. In den zwei wichtigsten, groen und gut durchgefhrten randomisierten PhaseIIIStudien wurde ein kleiner, jedoch statistisch signifikanter berlebensvorteil gefunden. Dieser berlebensvorteil entspricht durchaus einem Unterschied, den wir auch bei anderen Tumorentitten wie z. B. dem Mammakarzinom oder Kolorektalkarzinom finden.
Die Intergroup Studie 0080 der Southwest Oncology Group (SWOG) randomisierte insgesamt 307 Patienten mit T2 bis T4aUrothelkarzinomen der Harnblase. Patienten mit 3 Zyklen neoadjuvant MVAC (Methotrexat, Adriblastin, Vinblastin, Cyclophosphamid) hatten eine hhere komplette Remissionsrate (pathologisch komplette Remissionsrate, pCR 38% vs. 15%) und ein signifikant lngeres berleben (Median 77 vs. 46 Monate; p=0,06). Die Risikoreduktion zu versterben war bei einer relativ kleinen Patientenzahl 25% [Hazard Ratio (HR): 1,33; einseitiger Test fr die Signifikanz]. Das 5Jahresberleben war ebenfalls besser mit Chemotherapie (57% vs. 43%; p=0,06 [5]). Es gab in dieser Studie keine chemo
therapieinduzierten Todesflle und keine speziellen Nebenwirkungen, die das Ergebnis der Zystektomie beeintrchtigten. Positive Faktoren fr ein lngeres berleben waren in PosthocAnalysen derselben Studie ein negativer Resektionsrand (HR=0,37; p=0,0007) und die Qualitt der Operation, gemessen anhand der entfernten Lymphkoten [Entfernung von 10 Lymphknoten (HR=0,51; p=0,000) [6]].
Die grte Studie mit 976 randomi
sierten Patienten wurde von der International Collaboration of Trialists durchgefhrt. Es wurden...