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Schwerpunkt
Herz201237:869874 DOI10.1007/s00059-012-3702-1 Onlinepubliziert:28.Oktober2012 Urban&Vogel2012
R.Moosdorf
KlinikfrHerz-undthorakaleGefchirurgie,UKGMUniversittsklinikMarburg,Marburg
Kunstherzund Herztransplantation
An der Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung in den westlichen Industrienationen hat die Herzmedizin wesentlichen Anteil. Prventivprogramme zeigen erste Erfolge; insbesondere sind es aber die verbesserten Behandlungsmglichkeiten der koronaren Herzkrankheit und des Myokardinfarkts, die ein lngeres berleben ermglichen. Dies gilt auch fr die Fortschritte in der Behandlung entzndlicher oder degenerativer Herzmuskelerkrankungen und in der Behandlung komplexer angeborener Herzfehler.
Wir mssen uns aber gleichzeitig bewusst sein, dass in all den genannten Bereichen berleben oder verlngertes berleben das realistische Ziel unserer therapeutischen Bemhungen ist, nicht Heilung. Es berleben heute signifikant mehr Patienten einen akuten Infarkt, und dank der Sekundrprophylaxe berleben sie ihn lnger. Ein Myokardschaden verbleibt meist dennoch, und es ist uns bis heute nicht gelungen, das verlorengegan-gene Herzmuskelgewebe zu ersetzen und somit den Infarkt oder den Myozytenver-lust bei Myokarditis und dilatativer Kardiomyopathie wirklich zu heilen. Komplexe Herzfehler knnen heute durch aufwendige Operationen und Interventionen soweit korrigiert werden, dass ein lngerfristiges berleben ermglicht wird. Hei-lung ist dies nur in einem Teil der Flle, und hufig kommt es zu Sekundrkomplikationen durch die vernderte Hmodynamik oder durch Fehlbelastungen, beispielsweise einer zum Systemventrikel umgewandelten rechten Herzkammer.
So ist es aus allen Statistiken ersichtlich und auch verstndlich, dass der Abnahme der Mortalitt in den genannten Bereichen als Preis eine Zunahme der Pa-
tienten mit Herzinsuffizienz folgt. Hinzu kommt die allgegenwrtige demographische Entwicklung, die uns zustzliche Patienten zufhrt, die bei ansonsten noch intakter Gesundheit auch mental vorrangig an einer altersbedingten Herzschwche leiden.
Historischer Rckblick
Der Traum von Medizinern war es schon immer, geschwchte oder versagende Organe oder zumindest Funktionen derselben zu ersetzen. Das Herz stellt besonders hohe Anforderungen. Vermeintlich nur eine einfache Pumpe, erbringt es besondere energetische und mechanische Leistungen und verfgt analog zu den Gef-en ber eine absolut blutkompatible innere Oberflche.
Somit schien es mit den Verbesserungen der chirurgischen Techniken und zugleich auch der Immunabwehr logisch, dass man sich zunchst auf die Transplantation des kompletten Organs konzentrierte. In den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts war es besonders die Arbeitsgruppe um Shumway und Lower an der Stanford University, die sich mit der Technik der Herztransplantation, aber auch mit der Immunsuppression und der Diagnostik der Abstoung (Billingham) intensiv beschftigte [1, 2]. Die erste erfolgreiche Transplantation fhrte dann allerdings der Sdafrikaner Christ-iaan Barnard in Kapstadt im Jahr...