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GERHARD KREBS, Japan im Pazifischen Krieg. Herrschaftssystem, politische Willensbildung und Friedenssuche. (Monographien aus dem Deutschen Institut fur Japanstudien, 46). München: Iudicium Verlag, 2010. 936 Seiten, euro 98,00. ISBN 978-3-89129-010-1
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine beeindruckende Studie - allein das Literatur- und Quellenverzeichnis umfasst 102 Seiten -, die in dieser Form im deutschsprachigen Raum bislang gefehlt hat und auch in der in puncto Japan dominanten englischsprachigen Historiographie keine Entsprechung findet. Da die japanischen Ministerien weisungsgemäß in dem Zeitraum zwischen dem Waffenstillstand (15. August 1945) und der förmlichen Kapitulation (2. September 1945) alle wichtigen und vor allem die belastenden Aktenbestände vernichteten, hat der Verfasser in mühsamer Kärrnerarbeit erstmals den japanischen privaten Quellencorpus, Tagebücher, Briefwechsel, Erinnerungen, zu dem Thema akribisch ausgewertet und darüber hinaus sowohl die japanische als auch die westliche Literatur komplett erfasst.
Die Ergebnisse sind nicht frappierend neu, doch sie bestätigen in fundierter Weise überkommene Interpretationen oder verwerfen ältere Deutungen unwiderruflich. So kann nach eingehender Lektüre keinerlei Zweifel mehr an der entscheidenden Rolle des Kaisers bestehen. Hirohito war keinesfalls eine Marionette in den Händen der kriegslüsternen Militärs, sondern die am besten informierte Person in den verworrenen Regierungssystemen. Zugleich fungierte er, mangels eines zentralen militärischen oder politischen Exekutivorgans, als eine Art Koordinator unterschiedlicher Strömungen bzw. nach seinem und dem damals gängigen japanischen Selbstverständnis als der auf Harmonie bedachte, von den Göttern abstammende Herrscher der um den Thron gescharten Großfamilie seiner Untertanen. Handlungsmaxime war ihm die Bewahrung des Kaiserlichen Hauses und die auf diesem gründende besondere japanische gesellschaftliche...