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Leitthema
Urologe201554:12401247 DOI10.1007/s00120-015-3924-y Onlinepubliziert:1.August2015 Springer-VerlagBerlinHeidelberg2015
T.Klble
KlinikfrUrologieundKinderurologie,KlinikumFuldagAG,Fulda
Harnableitungmit kontinentemNabelstoma
WelchePatientenundwelche Technikensindgeeignet?
In einer internationalen Konsensuskonferenz zum Blasenkarzinom 2012 kommt die Expertengruppe zur Feststellung, dass katheterisierbare kontinente Nabelpouches bei der Harnableitung nur eine untergeordnete Rolle spielen. Nur in 3 der 11 beteiligten Zentren werden katheterisierbare Pouches angeboten [8, 9]. Grnde sind zum einen, dass die Miktion via naturalis beim orthotopen Blasenersatz ohne Katheterismus fr den Patienten zweifelsohne angenehmer ist. Zum anderen mgen die hufigen Raten von Stomastenosen in bis zu 38% z. B. beim Appendixnabelstoma und die Komplexitt der Operation (v. a. im Falle einer fehlenden/ nicht verwendbaren Appendix) Grnde sein, dass auch in vielen High Volume Centers der Harnableitung lediglich Conduits als Alternative zur Neoblase angeboten werden [4, 29, 30]. 42% der Harnableitungen in den 11 genannten Kliniken waren Conduits, 38% Neoblasen [8, 9]. Auf der anderen Seite ist das body image von Conduits zwangslufig schlechter als beim kontinenten Nabelstoma, insbesondere bei jngeren Frauen, und die Langzeitkomplikationen von Conduits v. a. in Bezug auf die Nierenfunktion sind nicht unerheblich [15, 16]. Bei Frauen mit Neoblasen ist die Rate an Hyperkontinenz mit der Notwendigkeit des clean intermittent catheterization (CIC) in bis zu 70% ein ernsthaftes Problem, auch die Kon-
tinenzraten sind im Trend schlechter als bei Mnnern [8, 9, 15]. Patienten mit nicht verwendbarer Urethra z. B. nach Radiatio, nach Operationen (z. B. radikale Prostatektomie mit Blasenhalsstenose), bei Urethrastrikturen, aus onkologischen Grnden oder bei Sphinkterlhmung/-verletzung scheiden ferner fr einen orthotopen Blasenersatz aus.
Angesichts der seltenen Indikationsstel-lung zum Pouch auch in Expert Centers besteht die berechtigte Sorge u. a. des Autors, dass die Kenntnis der zweifelsohne nicht einfachen operativen Technik des kontinenten Pouches immer mehr in Vergessenheit gert, trotz der Tatsache, dass diese Form der Harnableitung fr viele Patienten in einer exzellenten Lebensqualitt mit perfektem body image resultiert.
DieHarnableitungdurch einenkontinentenPouch resultiertbeigeeigneten Patientenineinerexzellenten Lebensqualitt
In der folgenden bersicht werden die funktionellen Ergebnisse bzw. Komplikationsraten der verschiedenen Formen des katheterisierbaren Nabelpouches dargestellt. Aus diesen Daten ebenso wie aus dem Vergleich mit anderen Formen der Harnableitung wird versucht, die geeigne-
ten Indikationen sowie die optimale Art des Nabelpouches abzuleiten.
Hufigkeit der verschiedenen Harnableitungen
Trotz anders lautender Empfehlungen der EAU-Guidelines (European Association of Urology) sind nach wie vor in Europa ca. zwei Drittel der operierten Harnableitungen inkontinente Formen. In den 18...