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Trageser, Martin: »Es liegt in der Luft eine Sachlichkeit«: die zwanziger Jahre im Spiegel des Werks von Marcellus Schiffer (1892-1932). Berlin: Logos, 2007. 388 S., IH., ISBN 978-3-8325-1822-6.
Marcellus Schiffer, neben Friedrich Hollaender und Kurt Tucholsky wohl der wichtigste Dichter des literarischen Kabaretts der Weimarer Republik, wurde nach seinem frühen Suizidtod 1932 weitgehend vergessen. Das liegt vor allem daran, dass sein Werk zutiefst eingebettet war in eine umfassende Kultur des populären Musiktheaters, die sich in jener Zeit unter ganz spezifischen kulturellen, politischen, insbesondere aber methengeschichtlichen und ökonomischen Bedingungen - Stichwort Ausprägung der modernen Unterhaltungsindustrie - entfaltet hatte, die aber, insbesondere weil ihre Hauptvertreter als Juden vertrieben und vernichtet wurden, 1933 zu Ende ging, ohne dass später jemals wirklich wieder an sie angeknüpft wurde. So kommt es, dass Vertretern dieser Kultur - im Gegensatz zu denjenigen der einstmals als »entartet« gebrandmarkten und inzwischen heute in vielen Teilen rekonstruierten Hochkultur - bis heute die Forschung wenig Aufmerksamkeit schenkt. Es ist also an der Zeit, dass über Schiffer (aber auch über den wichtigsten seiner musikalischen Mitarbeiter, Mischa Spoliansky) grundlegende Arbeiten geschrieben werden, die sein Werk im kulturwissenschaftlichen Kontext würdigen und an die (theater-, literatur- und kulturhistorischen) wissenschaftlichen Debatten anschließen. Die Voraussetzungen sind insofern gut, als dass Schiffers Nachlass nun im Archiv der Akademie der Künste der Forschung zur Verfügung steht. Martin Tragesers Würzburger Dissertation, 2007 beim Logos-Verlag nach unzulänglichem Lektorat und in...