Abstract:
The surprising connection of the terms "milk" and "black", which represents the leitmotif and structuring symbol in the poem Death Fugue by Paul Celan, also appeared in various forms, during the year 1939, in the works of two other poets, living in Chernovtsy, namely Alfred Margul Sperber and Rose Ausländer. As early as January 1939, this oxymoron has appeared in the poem More Night by Vasile Voiculescu, being published in the journal "Gândirea" / "The Thinking", in Bucharest. In Voiculescu's poem, the mystical significance of "black milk" - that comprises within itself two icons: the life-giving milk and the renewing wine - seems to be appropriate, considering the spiritual development of the poet. As regards Paul Celan, the understanding of this double symbol is more difficult because the current interpretation is a political one. Beyond the Holocaust black and white smoke rising as a witness of the mass killing of Hebrews, one can interpret, though, the "black milk" as an allusion to Shekinah, the flow of life that nourishes all living creatures. This interpretation becomes possible through the scales proposed by Hans-Georg Gadamer and Otto Pöggeler.
Keywords: oxymoron, "black milk", Vasile Voiculescu, Paul Celan, Holocaust, Shekinah, mystic, Kabbalah
Das Oxymoron, wie auch andere antinomische Figuren (die Antithese, das Paradox), ist kein Schmuck, sondern eine offenbarende Figur. Heinrich Plett meint, dass das Oxymoron die wesentlichen Widersprüche des Seins und besonders den Gegensatz zwischen dem Schein und der Wirklichkeit entschleiert.Als Beispiel könnte dienen * Department of Comparative Literature, Faculty of Letters, "Alexandru loan Cuza"
felix culpa1 Dies enthält eine theologische Bedeutung: Die Schuld der Sünde brachte der Menschheit nicht nur das Unglück, sondern auch das Glück der Erlösung.
Heinrich Plett findet eine enge Verwandtschaft zwischen Oxymoron und Paradox, und Jean-Luc Marion betrachtet das Paradox in einer Weise, die auch fur das Oxymoron gilt: "Das Paradox hat seinen Ursprung in dem Eintreten des Unsichtbaren in das Sichtbare"2 Es geht also im Grunde um die gleiche Beziehung Schein/Sein wie bei Plett.
Alle großen Autoren, die mit den Worten von Theophile Gautier, "die heimlichsten Beziehungen zwischen den Sachen entdecken", benützen darum das Oxymoron und andere gegensätzliche Figuren in ihren Werken. Es gibt unvergessliche Oxymora bei Shakespeare ("liebe Hass", "finstres Licht", "gesunde Krankheit"), Novalis ("schwere Flügel", "froh erschrocken", "die Augen die die Nacht in uns geöffnet"), Hölderlin ("traurig froh", Nerval ("die schwarze Sonne der Melancholie"). Bei Baudelaire sieht Hugo Friedrich das Oxymoron als Hauptfigur, die die tiefe Dissonanz zwischen Aufschwung und Verfall aufzeigt3. Vasile Voiculescu und Paul Celan haben auch das Oxymoron Kultiviert. Obwohl die beiden Autoren in Rumänien geboren und zu Dichtern herausgewachsen sind, gehört nur Voiculescu der rumänischen Literatur zu. Der deutschsprachiger Dichter Paul Celan hat trotzdem einige frühen Gedichte auf rumänisch veröffentlicht, und darunter die berühmte Todesfuge.
Vasile Voiculescu und Paul Celan sind zwei untercshiedliche Dichter. Dennoch treffen sie sich in einigen Punkten: l)Für beide war das Gedicht, am Anfang, Berufung um letzt endlich Schicksal zu werden. 2)Die zwei Dichter haben zu einem frühen Zeitpunkt die liebsten Wesen verloren: Voiculescu - die Ehefrau, Celan - die Mutter. 3)Jeder war Opfer einer bestimmten Ideologie:Voiculescu - des Kommunismus, Celan - des National-Sozialismus. 4)Die religiöse Erziehung hat bei beiden eine mystische Stimmung vorbereitet. 5)Schließlich haben sich beide an der "schwarzen Milch" genährt.
Sicherlich ist der Biographismus, den Proust in Contre SaintBeuve so streng kritisierte, nicht der einzige Zugang zu einem Werk, in diesem speziellen Falle jedoch werden dadurch wichtige Aspekte des Werkes beleuchtet. Dennoch, daß man biographische Daten heranzieht, wird der Zugang zu Gedichten, mit denen wir uns befassen werden, wesentlich erleichtert.
Vasile Voiculescu ist 1884 in einem Dorf 200 Km weit von Bukarest geboren. Seine Eltern, die "einfach und fromm waren, haben ihn im christlich-orthodoxen Glauben erzogen. In seinem Dorf kannte der Dichter schon früh den unschätzbaren Reichtum von Glauben, Mythen und Legenden, die in der wunderbaren Sprache des Volkes mündlich weitergegeben wurden. So erschien ihm durch die Tradition das Leben in einer magischen Dimension, und die begränzte Welt als Äußerung des Unendlichen. Wie er selber gestand, hatte er schon in der Kindheit mystische Erlebnismomente4.
Zwischen seinem Leben und seiner Dichtung gab es keinen Hiatus. Sie bildeten eine Einheit, die als ständiger Kontemplationszustand flaß. Arzt und Doktor der Medizin, war die Literatur für ihn eine geistige Wahl, ein Weg zu dem, was Rudolf Otto "das ganz Andere" nennt. Die Gedichte, die Theaterstücke und die Erzählungen von Vasile Voiculescu bilden einen Korpus., dessen Einhaeit von Glaubensgefühl gegeben ist. Diese Richtung hat er deutlich geäußert: ,,Μ-am näscut, cred, un tip credincios, organic credincios, §i îndrâznesc sä spun credincios, chiar dacä nu a§ fi religiös"5. ["Ich bin, glaube ich, als gläubiger Mensch geboren, organischerweise gläubig, und ich wage es, mich als gläubig zu bezeichnen, auch wennich nicht religiös wäre].
Die Kritik hat ihn stets als einen "religiösen", "orthodoxistischen", "spiritualisten" Dichter dargestellt. Ein Freund, der Dichter Ion Pillat, sieht seine Poesie als "cea mai interiorizatä ce a avut-o vreodatä literatura romänä, precunei cea mai religioasä" ["die innerlichste und religiöseste, die die rumänische Literatur jemals gehabt hat"] 6 . Endlich gilt Voiculescu als Angehöriger des Traditionalismus, des ,,Gândirea"-Zirkels und des rumänischen Mystizismus.
Die Exegese seines mystischen Werkes konnte jedoch nicht vertieft werden, weil bald die Kommunisten an die Macht kamen und ihn als "mystischen Dichter" anklagten und ins Gefängnis warfen. Kurz nach seiner Befreiung, starb er, im Alter von 79 Jahren.
Die gesamte Lyrik von Voiculescu steht unter dem Zeichen der Liebe, und zwar in der Akzeptanz von Liebe als philia, eros oder agapè, aber letztendlich wird die Liebe bei ihm immer zur Gottesliebe. Die letzten zwei Gedichtbände - Cälätorie spre locul inimii (Reise zu dem Herzort) und Ultímele sonete închipuite aie lui Shakespeare în traducere imaginará de Vasile Voiculescu (Die letzten ausgedachten Shakespeares-Sonette in eingebildeter Übersetzung von Vasile Voiculescu) sind in diesem Sinne ein klarer Beweis.
Während Voiculescus Lyrik von der Liebe geprägt ist, so steht die Poesie von Celan unter dem Zeichen des Todes. Wie jeder Jude, befand er sich in einer dauernden Identitätskrise. Das machte ihn lebendiger, nachdenklicher, sensibler und gleichzeitig verletztbarer. Sein ganzes Leben war eine Flucht vor dem Tode. Lind ein fröstelndes Sich-Suchen. Der erste Nachweis hierfür ist bereits sein Name: Paul Pessach Antschel (rum. Ancel / Celan). Das Dilemma war aber nicht allein der Name (jüdischer Name? deutscher Name? ukrainischer Name? rumänischer Name?) sondern auch die Sprache und letztendlich die Identität.
Paul Celan war geboren und lebte in einer multinationalen Stadt - Tschernowitz - die zuerst der österreichischen Monarchie, sodann dem rumänischen Königreich und zuletzt der Sovjet Union integriert wurde. Es gab eine Instabilität der Region - Bukowina - , dann eine der Stadt und nicht zuletzt eine Unsicherheit der Bewohner mit starker Fluktuation. Darunter die Juden, die sich immer als Fremde und Außenseiter fühlten.
In Celans Familie war keine Harmonie, seine Beziehung zum Vater erinnert uns an Kafka. Als Folge einer rumänischen nationalistischen Bewegung wurde er in der Schule diskriminiert und und litt sehr darunter. Weil er im Krieg beide Eltern verloren hat, mußte Celan Tschernowitz verlassen. So ging er 1945 nach Bukarest, zwei Jahre später nach Wien, danach ging er nach Paris, denn er mußte sein Schicksal als wandernder Jude erfüllen. In Paris fühlte er sich fremder als sonst wo, so daß er sich schließlich an einem bestimmten Tag des Jahres 1970 in die Seine warf7.
Als Ablehnung gegen die "Vaterspräche" wollte er plötzlich nicht mehr jüdisch sprechen und schreiben. Doch war die Muttersprache deutsch eine tragische Option.
Über Celans Lyrik hat man viel geschrieben. Seine Gedichte sind immer eine Herausforderung für Kritiker, Dichter, Philosophen. Todefuge ist vielleicht das kokommentierteste seiner Gedichte.
Im Gegensatz zur Poesie von Voiculescu, die von der Tradition geprägt ist, gehört das Celansche Gedicht zur Moderne. Es geht aber um eine einzigartige Dichtung, die sich nicht so leicht entschlüsseln läßt.
Das Gedicht Todesfuge, das zum ersten Mal in einer rumänischen Version am 2. Mai 1947 in einer rumänischen Zeitschrift 8 veröffentlicht wurde, ist weltbekannt. Voiculescus Gedicht, das auch wie jenes von Celan im Mittelpunkt das Oxymoron "schwarze Milch" hat, und welches wahrscheinlich Celan inspirierte, würde bis heute nicht erwähnt. Es heißt Mai multä noapte {Mehr Nacht), und erschien in der Zeitschrift "Gändirea" nr. 1, Januar 1939, d.h. das Gedicht wurde spätestens im Dezember 1938 geschrieben. Zu dem Thema, wer zum ersten Mal das Oxymoron "schwarze Milch" formuliert hat, war eine lange Diskussion. Im Laufe des Jahres 1939 wurden Gedichte veröffentlicht, die Ausdrücke wie "schwarze Milch" (Rose Ausländer), "dunkle Milch", "Milch des Abends" (Alfred Margul Sperber) enthielten. In Tschernowitz, wo diese zwei Scriftsteller in jener Zeit lebten, konnte man leicht eine Zeitschrift wie "Gändirea" finden (Tschernowitz war 1918-1940 in Rumänien eingegliedert). Das Problem ist nicht aber, wer zuerst dieses Oxymoron benutzt hat, sondern was man damit gemacht hat. Während Rose Ausländer und Alfred Margul Sperber diese Figur als ein dekoratives Bild verwenden, wird sie bei Voiculescu und Celan zu einem bedeutungsvollen Symbol.
Trotz seiner eher bescheidenen Gestalt (das Gedicht von Voiculescu besteht nur aus zwei Vierzeilern9), kann es uns wunderbare Dinge enthüllen. Wenn wir uns mit diesem Text näher befassen, so können wir ihn als mystisch einstufen. Eine dichte poetische Sprache konzentriert den Ausdruck bis zur reinen Form des Gebetes. Das Ziel des mystischen Gedichts ist die allmählige Entmaterialisierung der Sprache bis zum absoluten Schweigen: "Adevärata inspiráie religioasä care mai poate împreuna arta^i credinta a rämas numai rugäciunea... Dar §i rugäciunea supremä se rosteçte, cum çtiti, muteçte, cu buzele sufletului" ["Die wahre religiöse Inspiration, die die Kunst noch mit dem Glauben verbinden kann, ist das Gebet. Aber auch das Gebet spricht man stumm, mit den Lippen der Seele aus"]10. Diese Idee erinnert uns an Wackenroder, Novalis oder Henri Bremond, für die die Dichtung eine Gebetsform ist.
Das Gedicht von Voiculescu, das die Nacht als Grundsymbol hat, weist durch seinen reinen tiefen Sinn an Hymnen an die Nacht hin. Die suggestiven Bilder des Gedichts sind eigentlich Metaphern der Nacht, "herrliche Finsternis", "Urmutter des Lichts", "Schatteneuter". Die Nacht hat "süße Trauben" (die an Wein erinnern) und "ewige" schützenden "Schilder", unter denen das Herz des Dichters "die Nullzeiten schlafen" sieht, d.h. er nimmt die Zeit als Ewigkeit wahr. Hier treffen wir ein anderes Symbol an, das des Schlafs, das so oft bei den Romantikern erscheint, und wo, ähnlich wie hier, die Rückkehr der Seele zu ihrem unsterblichen Wesen bedeutet. In diesem Kontext bekommt "die schwarze Milch der Nacht" eine größere Suggestionskraft. Anders als das Goeth'sche "Mehr Licht" wünscht sich der rumänische Dichter mehr Nacht, Finsternis, Schatten, weil die wahre Erkentnis des Weltmysteriums nicht Erkennen heißt. So wie Pseudo-Dionysius Areopagita meint: "In acest întuneric supraluminos dorim ca sä ajungem§i sä vedem, §i sä cunoa §tem prin nevedereçi necunoa§ter, ceea ce-i mai presus de vedereçi de cunoaçtere, ceea ce -i nevederea §i necunoaçterea în sine - cäci aceasta înseamnâ a vedeaçi a cunoaçte eu adevärat" ["Daß wir in diesem überlichten Dunkel weilen und im Nichtsehen und Nichterkennenden sehen und erkennen möchten, den unser Sehen und Erkennen übersteigt, (und zwar gerade) durch Nichtsehen und Nichterkennen - denn das bedeutet in Wahrheit sehen und erkennen"]11 . In der ersten Strophe erlebt der Dichter eine Ekstase, die ihn allmählich zum Schweigen bringt. Das Ende des Gedichtes stellt den Übergang von der Ekstase zum Frieden dar. Die Seele ("das Herz") kehrt zu ihrem Ursprung zurück. Im Hesichasmus, die mystischen Hauptbewegung in der orthodoxen Kirche, gibt es ein so genanntes "Herzensgebet", das "ohne Worte beten" heißt. Dieselbe Idee erscheint bei Pseudo-Dionysius, dem Begründer der mystischen Theologie: 'Tot astfe$i acum, când inträm în întunericul eel mai presus de minte, vom gäsi nu vorbire concisä, ci täcere absolutä §i încetarea gândirii" ["So werden wir auch jetzt, da wir in das Dunkel eintauchen, welcher höher ist als unsere Vernunft, nicht (nur) in Wortkargheit, sondern in völlige Wortlossigkeit und in Nichtwissen verfallen"]12. Für Dionysius sind die Gottesworte "Tau, Milch, Wein und Honig".
In der Mythologie vieler alten Völker ist die Milch das ursprüngliche Getränk, das Unsterblichkeit schenkt. Im Christentum gibt es zwei Getränke, die die Unsterblichkeit symbolisieren: die Milch und der Wein. In dem Gedicht Mehr Nacht konzentrieren sich diese beiden Symbole auf das Syntagma "schwarze Milch".
Celans Gedicht erfordert eine komplexere Analyse, da es mehrere Interpretationsebenen zuläßt. Die Kritik spricht oft über eine Deutung mit politischem Hintergrund. Danach läge die Genese dieses Gedichts, in dem Umstand, daß die Juden Sehnsuchtslieder in den Vernichtungslagern singen mußten, während sie ihr eigenes Grab schaufelten. Das Gedicht wird somit als Protest gegen die Judenvernichtung verstanden. Man sprach über die "Ästhetisierung des Faschismus", über eine "Klage der Toten", über "Holocaust".
Todesfuge wurde also oft als ein politisches Gedicht begriffen. Diese sind aber oberflächliche Betrachtungsweisen, weil es hier um viel mehr geht. Es gibt in der Weltliteratur mehrere Werke, die oft zu eng politisch interpretiert wurden. Darunter der Roman La Peste von Albert Camus, wo die Pest nicht allein als Symbol für den Faschismus gelten kann, sondern als Symbol des Bösen im allgemeinen, des physichen und moralischen Bösen. Ein anderes Beispiel ist das Theaterstück Rhinoceros von Eugène Ionesco. Als Béranger, am Ende des Stuckes ausruft: "Ich bin der letzte Mensch! Ich will Mensch bleiben!"13, so ist damit viel mehr als eine Ideologie gemeint.
Celans Lyrik wurde auch religiös-mystisch interpretiert (so wie von Peter Neumann, Wolfgang Böhme, Hans Georg Gadamer, Otto Pöggeler u.a.). In seinen Gedichten und auch in Todesfuge befinden sich Elemente des Judaismus und des Hassidismus14.
Wie man weiß, war es in der judischen Tradition nicht erlaubt, die heiligen Texte tale quale zu nehmen. Einer der judischen Weisen sagte: "Derjenige, der einen biblischen Vers wort-wörtlicht überstzt, ist ein Lügner". Wir müssen da im Betracht ziehen, wenn wir bedenken daß Celan, selber Jude und von Hassidismus beeinflußt, sich stets symbolisch articuliert hat.
Das Symbol der "schwarzen Milch" erscheint in der Todesfuge einmal am Anfang in der 3. Person und nachher nur in der 2. Person. In senem Buch über Celan gefragt sich H. G. Gadamer: "Wer bin Ich ubd wer bist Du?" 15 . Er entdeckt in der Celans Dichtung ein allgegenwärtiges Du, das mit der Schechina identifiziert werden könnte. In diesem Sinne zitiert er Otto Pöggelers Aufsatz Mystische Elemente bei Heidegger und Celan (1983). Später schreibt Pöggeller in seinem Buch über Celan {Spur des Wortes): "So nahm das Du, von dem seine Gedichte sprechen, auch die Züge der Schechina an"16. Gemäß Sefer ha-Bahir (des ältesten Werks kabbalistischer Literatur, 12 Jh.) ist Schechina "das Licht, das Licht, das aus dem Urlicht emaniert ist"17. In andern Quellen, die Gershom Scholem zitiert, ist Schechina als weibliche Vorstellung Himmelstochter, die Sulamith aus dem Hohenlied, oder das Mondlicht: "Schechina ist verborgen und trotzdem beleuchtet je nach den Phasen ihrer Erscheinung" 18 . Bemerkenswert ist dabei, das das Licht von Schechina, wie auch das dunkle Licht der Gottheit bei Dionysius gleichzeitig Erleuchtung und Verborgenheit ist, eine reine coincidentia oppositorum.
In der Todesfuge ist jenes ist allgegenwärtige Du dennoch nichts anders als "die schwarze Milch". Infolgedessen können wir sagen, dass die "schwarze Milch" in ihren Ambivalenz mit der Schechina gleichgesetzt werden kann. Schechina, d.h. die dunkle Milch der Gottheit, das Elixir der Unsterblichkeit und der höchsten Erkenntnis.
Das "aschene Haar" von Sulamith ist auch ein Oxymoron, insofern Sulamith als göttliches Licht strahlt. Der Tod der geliebten Mutter, in dem diese poetische Struktur ihren Ursprung hat, das Sterben seines Volkes und auch sein eigener Tod bekommen bei Celan eine anagogische Bedeutung.
Der Verbrennungsrauch steigt zusammen mit dem Leben der Toten in den Himmel. Der ewige Friede jenseits des Todes erscheint auch hier wie eine Finalität. Wir können schlußfolgern, daß zwei unterschiedliche Dichter, zwei verschiedene Literaturen und zwei Religionen sich in dem Verständnis eines und dasselben Symbols wiederfinden. Denn die Mystik ist letztlich doch stets dieselbe, wie viele Gesichter sie in der Geschichte auch haben mag. Sie stellt unseren Durst nach dem dar, was in uns tiefer als wir selber ist.
1 Heinrich Plett (1975). Textwissenschaft und Textanalyse, Quelle & Meyer, Heidelberg. Romanian translation (1983): §tiin(a textului §i analiza de text, Bucharest: Univers Publishing House, p.287.
2 Jean-Luc Marion (1991). La Croisée du visible, P.U.F., Paris. Romanian translation (2000): Crucea vizibilului, Sibiu: Deisis Publishing House, p.22.
3 Hugo Friedrich, (1956). Die Struktur der modernen Lyrik, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg. Romanian translation (1998): Structura liricii moderne, Bucharest: Univers Publishing House, p.42.
4 Vasile Voiculescu (1992). Confesiunea unui scriitor §i medic, in "Gändirea". Antologie literarä de Ion Pintea, Cluj-Napoca: Dada, pp.437-443.
5 Ibidem, p.439.
6 Ion Pillat (1943). Tradifieçi Literaturä, Bucharest: Casa Çcoalelor, p.302.
7 Andrei Corbea (1998). Paul Celan §i "meridianul" säu, Ia§i: Polirom.
8 "Contemporanul", Bucharest: Journal, 2 mai 1947.
9 Vasile Voiculescu (1992). Mai multä noapte, in "Gändirea", op.cit., p.159.
10 Vasile Voiculescu (1992). Confesiunea unui scriitor $i medic, op.cit., p.438.
11 Dionisie pseudo-Areopagitul (1993). Despre numele divine. Teología misticä, Iaçi: Institutul European Publishing House, p. 150.
12 Ibid., pp. 151-152 [Zu meinem großen Leidwesenstand mir der Originaltext nicht zur Verfügung].
13 Eugène Ionesco (1996). Rinocerii, Bucharest: Univers Publishing House, p. 102.
14 Der Hassidismus erschien im 18. Jahrhundert in Süd-Polen als eine Wiedergeburtsbewegung innerhalb des Judaismus, die die judaische Mystik aus einer neuen Perspektive auslegt.
15 Hans-Georg Gadamer (1986). Wer bin Ich und wer bist Du?, Ein Kommentar zu Paul Celans Gedichtfolge "Atemkristall", Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
16 Otto Pöggeler (1986). Spur des Wortes, Freiburg im Breisgau / München: Karl Albert Verlag, p.177.
17 Gershom Scholem (2001). Ursprung und Anfänge der Kabbala, Berlin /.New York: de Gruyter, p.158.
18 Gershom Scholem (1981). Zur Kabbala und ihrer Symbolik, Suhrkamp Verlag.
References:
Celan, Paul (1952). Mohn und Gedächtnis, München: Deutshe Verlag/Anstalt. "Contemporanul", Bucharest: Journal, 2 Mai 1947.
Corbea, Andrei (1998). Paul Celan $i "meridianul "säu, Iaçi: Polirom.
Dionisie pseudo-Areopagitul (1993). Despre numele divine. Teología mística, Iaçi: Institutul European Publishing House.
Friedrich, Hugo (1956). Die Struktur der modernen Lyrik, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg. Romanian translation (1998): Structura liricii moderne, Bucharest: Univers Publishing House.
Gadamer, Hans-Georg (1986). Wer bin Ich und wer bist Du? Ein Kommentar zu Paul Celans Gedichtfolge "Atemkristall", Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
Ionesco, Eugène (1996). Rinocerii, Bucharest: Univers Publishing House.
Marion, Jean-Luc (1991). La Croisée du visible, Paris. Romanian translation: Crucea vizibilului, Sibiu: Deisis Publishing House.
Pillât, Ion (1943). Tradifie ξ i literaturä, Bucharest: Casa §coalelor.
Plett, Heinrich (1975). Textwissenschaft und Textanalyse, Heidelberg: Quelle & Meyer. Romanian translation (1983). §tiin(a textului $i analiza de text, Bucharest: Univers Publishing House.
Pöggeller, Otto (1986). Spur des Wortes, Freiburg im Breisgau / München: Karl Albert Verlag.
Scholem, Gershom (2001). Ursprung und Anfänge der Kabbala, Berlin / New York: de Gruyter.
Scholem, Gershom (1981). Zur Kabbala und ihrer Symbolik, Suhrkamp Verlag.
Voiculescu, Vasile (1992). Confesiunea unui scriitor §i medic\ & Mai multä noapte, in "Gändirea". Antologie literarä de Ion Pintea, Cluj-Napoca: Dacia.
PUIU IONITÄ*
University of Ia§i - 700506, Romania
e-mail: [email protected]
You have requested "on-the-fly" machine translation of selected content from our databases. This functionality is provided solely for your convenience and is in no way intended to replace human translation. Show full disclaimer
Neither ProQuest nor its licensors make any representations or warranties with respect to the translations. The translations are automatically generated "AS IS" and "AS AVAILABLE" and are not retained in our systems. PROQUEST AND ITS LICENSORS SPECIFICALLY DISCLAIM ANY AND ALL EXPRESS OR IMPLIED WARRANTIES, INCLUDING WITHOUT LIMITATION, ANY WARRANTIES FOR AVAILABILITY, ACCURACY, TIMELINESS, COMPLETENESS, NON-INFRINGMENT, MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Your use of the translations is subject to all use restrictions contained in your Electronic Products License Agreement and by using the translation functionality you agree to forgo any and all claims against ProQuest or its licensors for your use of the translation functionality and any output derived there from. Hide full disclaimer
Copyright Universitatea "Alexandru Ioan Cuza" Iasi 2013
Abstract
The surprising connection of the terms "milk" and "black", which represents the leitmotif and structuring symbol in the poem Death Fugue by Paul Celan, also appeared in various forms, during the year 1939, in the works of two other poets, living in Chernovtsy, namely Alfred Margul Sperber and Rose Ausländer. As early as January 1939, this oxymoron has appeared in the poem More Night by Vasile Voiculescu, being published in the journal "Gândirea" / "The Thinking", in Bucharest. In Voiculescu's poem, the mystical significance of "black milk" - that comprises within itself two icons: the life-giving milk and the renewing wine - seems to be appropriate, considering the spiritual development of the poet. As regards Paul Celan, the understanding of this double symbol is more difficult because the current interpretation is a political one. Beyond the Holocaust black and white smoke rising as a witness of the mass killing of Hebrews, one can interpret, though, the "black milk" as an allusion to Shekinah, the flow of life that nourishes all living creatures. This interpretation becomes possible through the scales proposed by Hans-Georg Gadamer and Otto Pöggeler. [PUBLICATION ABSTRACT]
You have requested "on-the-fly" machine translation of selected content from our databases. This functionality is provided solely for your convenience and is in no way intended to replace human translation. Show full disclaimer
Neither ProQuest nor its licensors make any representations or warranties with respect to the translations. The translations are automatically generated "AS IS" and "AS AVAILABLE" and are not retained in our systems. PROQUEST AND ITS LICENSORS SPECIFICALLY DISCLAIM ANY AND ALL EXPRESS OR IMPLIED WARRANTIES, INCLUDING WITHOUT LIMITATION, ANY WARRANTIES FOR AVAILABILITY, ACCURACY, TIMELINESS, COMPLETENESS, NON-INFRINGMENT, MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR A PARTICULAR PURPOSE. Your use of the translations is subject to all use restrictions contained in your Electronic Products License Agreement and by using the translation functionality you agree to forgo any and all claims against ProQuest or its licensors for your use of the translation functionality and any output derived there from. Hide full disclaimer