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Alber, Erdmute, Bettina Beer, Julia Pauli, Michael Schnegg (Hg.): Verwandtschaft heute. Positionen, Ergebnisse und Perspektiven. 335 S. Berlin: Reimer, 2010.
Das Thema Verwandtschaft lässt die Ethnologie nicht los. Nachdem die Subdisziplin unter dem Banner der New Kinship Studies im angloamerikanischen Raum zu neuer Blüte gelangt ist, präsentiert dieses Buch den Stand der Verwandtschaftsethnologie im deutschsprachigen Raum. Darin werden die neuen Ansätze fruchtbar aufgenommen - jedoch bei völligem Verzicht auf jene grundsätzliche Skepsis, die die identitären Abgrenzungsstrategien der New Kinship Studies gegenüber den Klassikern zunächst kennzeichneten. Vielmehr bekennen sich die Herausgeber- innen ausdrücklich zum Wert der klassischen Studien und suchen nach einer Verschmelzung der Ansätze.
Diese gelingt allerdings, wie bisher so oft, nur teilweise. Wer ?. B. nach innovativen Analysen terminologischer Systeme sucht, wird hier nicht fündig. Die Ambition, alte und neue Themen und Theorien zu vereinen, prägt jedoch eine ganze Reihe von Beiträgen. So zeichnet sich der methodisch und theoretisch sehr gründliche Text von Schnegg und Pauli zum Verhältnis von Wahl und Struktur in Namibia durch den ambitionierten Versuch aus, Analysen aller Art - der Terminologie wie der Rollen, des Verhaltens, der qualitativen und der quantitativen Daten - zu synthetisieren. Eine ähnliche Dynamik zwischen Strukturen, die sich mit dem Begriffsap- parat klassischer Studien gut erfassen lassen, und historischem Wandel findet sich in Gabriele Alex Beitrag zur tamilischen Heirat in Südindien. Hier dokumentiert sie eine Verschiebung vom Typ der dravidischen Heirat mit der ZD oder MBD hin zu einer Form, in der Status- und...