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Abstract
Das aktuell hohe Datenaufkommen, welches aufgrund von Internet of Things (Internet der Dinge), Industrie 4.0 oder auch autonomes Fahren weiter ansteigt, stellt die Datenübertragung vor neue Herausforderungen. Insbesondere die Gerätekommunikation benötigt neue technologische Lösungen, welche von der Geschwindigkeit und Effizienz der optischen Datenübertragung profitieren können.
Ein Ansatz, welcher von der DFG-geförderten Forschergruppe OPTAVER erforscht wurde, beruht auf dreidimensional gedruckten Polymer Optischen Wellenleitern (POW). In dieser Arbeit wird der Druckvorgang dieser POWs, auch OPTAVER-Prozess genannt, vorgestellt. Die aus dem Prozess resultierenden POWs werden auf ihre optisch relevanten Parameter hin untersucht, um ihre Qualität zu beurteilen, aber vor allem auch, um ein mathematisches Abbild für Simulationen so detailliert wie möglich zu schaffen.
Mit dem Hauptziel dieser Arbeit, ein Simulationstool zu schaffen, wird zunächst die Generierung eines detaillierten mathematischen Modells von POWs aufgezeigt. Dabei wird zwischen einem Modell für strahlenoptische Betrachtungen (Raytrace) und wellenoptischen Betrachtungen (Wave Propagation Method) unterschieden. Aufgrund der besonderen geometrischen Eigenschaften der POWs wird ein Simulationsalgorithmus (der sogenannten BARc, Bisektions-Algorithmus für Raytracing) entwickelt, welcher beliebig verlegte Wellenleiter mit beliebigem Querschnitt simulieren kann.
Um die Funktionalität des BARc-Algorithmus zu testen, wird an Beispielen von echten Wellenleitern demonstriert, wie ein mathematisches Modell aus den Wellenleitern entsteht, um sie anschließend zu simulieren. Dabei ist es wichtig, alle möglichen Ursachen für Dämpfungen wie Rauigkeit der Oberflächen, Welligkeiten oder direkte Absorption (hier im Modell nicht enthalten) zu berücksichtigen. Der durchschnittliche Unterschied in der Dämpfung zwischen experimentellem Aufbau und Simulation beträgt lediglich 0,07dB/cm. Mit einem solch zuverlässigen Tool werden daher verschiedenste Einflüsse auf die Dämpfung in einem POW untersucht. Mit dem Ziel der Optimierung des Druckprozesses können Einflüsse wie Rauigkeit der Oberflächen oder Randwelligkeiten der POWs als Quelle von Verlusten mit Hilfe von Simulationen ausgeschlossen werden.
Simulationen von sogenannten Droplets und Einschlüssen zeigen jedoch schließlich das Optimierungspotenzial des OPTAVER-Prozesses auf: Diese makroskopischen Fehlstellen treten auf, wenn der Materialfluss in der Düse des verwendeten Aerosol Jet Druckers nicht konstant ist, und können zu Verlusten von mehr als 1 dB/cm führen. Zirka ein Viertel aller produzierten POWs besitzen jedoch bereits einen Wert von weniger als 0,5dB/cm und können in der Spitze Werte von 0,2dB/cm erreichen. Diese Arbeit kommt daher zu dem Schluss, dass POWs, unter der Annahme einer weiteren Optimierung des Prozesses, das Potential besitzen, eine reale Alternative zur Kupfer-basierten Datenübertragung darzustellen. Weiterhin liefert sie ein zuverlässiges Simulationstool, um Dämpfungswerte für dreidimensional verlegte Wellenleiter mit beliebigem Querschnitt zu berechnen.
Neben der strahlenoptischen Simulation werden Simulationen der POWs mittels der wel- lenoptischen Simulationsmethode Wave Propagation Method (WPM) vorgestellt. Da ihre Anwendung noch nicht zur Simulation von Wellenleitern gezeigt wurde, wendet diese Arbeit die WPM an und nicht die typischerweise verwendete Beam Propagation Method (BPM). Die Validierung der Verwendung der WPM ergibt jedoch ein nicht zufriedenstel- lendes Resultat: während grundlegende Phänomene, wie die in der vorliegenden Arbeit untersuchte Totalreflektion in einem Wellenleiter" oder „Brechung nach den Snell'schen Gesetzen, korrekt simuliert werden, haben die Wahl der Anzahl der Stützstellen sowie der Brechzahlindex-Unterschied der Materialien einen enormen Einfluss auf das korrekte Er- gebnis der Simulation. Bis hier hin besteht noch kein komplettes Verständnis des Einflusses, sodass die hier berechneten WPM-Simulationen als erste Untersuchungen der Anwendung der WPM zur Simulation von Wellenleitern zu verstehen sind.